Wenn du nicht bewusst wählst, wählst du unbewusst – es ist dennoch deine eigene Wahl!

Es gibt drei ‚geheime‘ Kräfte, die allen Menschen innewohnen. Geheim deshalb, weil wir sie in der Regel nicht als Kräfte wahrnehmen, mit denen wir etwas verändern können. Es wurde uns nicht beigebracht, dass es sich dabei um transformatorische Kräfte handelt, die wir jederzeit und ohne Voraussetzung nutzen können. Wenn wir sie nämlich wirklich als Kräfte wahrnehmen und bewusst nutzen würden, würde die Welt, wie wir sie heute kennen, mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit anders aussehen. Wahrscheinlich bist du jetzt bereits neugierig, von welchen drei Kräften ich spreche. Ok, also hier sind sie, deine drei kraftvollen Werkzeuge um die Welt zu verändern:

  1. Wählen / Entscheiden
  2. Fragen
  3. Deklarieren

Mir geht es heute aber hauptsächlich um die erste Kraft, nämlich die des bewussten Wählens. Denn oft stehen wir dem Wählen bzw. dem Treffen von Entscheidungen zwiespältig gegenüber. Wir wollen einerseits als sogenannte ‚mündige Erwachsene‘ natürlich die Wahl haben und unsere eigenen Entscheidungen treffen, statt Vorgaben zu bekommen, die wir befolgen müssen. Auf der anderen Seite gibt es aber einen Teil in uns, der zwar gerne die Freiheit der Wahl hat, aber die Verantwortung, die mit dem Entscheiden untrennbar einhergeht, vermeiden will. Dieses Dilemma, Freiheit: ja – Verantwortung: nein, führt in der Regel dazu, dass wir unsere Kraft der Entscheidung ins ‚Unbewusste‘ verdrängen oder diese immense Kraft einfach verschenken. Die Folge: unser Leben wird dadurch unwirksam und kraftlos – wir werden zum Opfer der Umstände. Es gibt dazu drei Aspekte, die – wenn wir Klarheit darüber erlangen – es uns ermöglichen, uns die volle Kraft des Wählens wieder zurückzuerobern.

 Bewusstes vs. unbewusstes Wählen

Wir wählen und entscheiden ständig – ohne uns darüber bewusst zu sein. Von dem Moment an, wenn der Wecker klingelt, bis zu dem Moment, wenn wir am Ende des Tages wieder in den Schlaf sinken – also eigentlich die komplette Zeit, in der wir wach sind. Aber sind wir wirklich wach? Wenn wir nämlich wirklich wach wären, wären wir uns auch über unsere Entscheidungen bewusst bzw. würden bewusst wählen. Also, der Wecker klingelt und wir stehen auf – ohne uns darüber bewusst zu sein, dass wir gerade gewählt haben, nämlich aufzustehen, anstatt liegen zu bleiben. Oder wir entscheiden uns, noch ein bisschen liegen zu bleiben – was vielleicht schon eine etwas bewusstere Entscheidung notwendig macht. Spätestens wenn es dann beim Frühstück hektisch wird oder wir im morgendlichen Stau stehen, haben wir dann aber oft wieder vergessen, dass wir selbst die Entscheidung getroffen haben, liegen zu bleiben und schimpfen vielleicht über den Verkehr oder unsere Arbeitszeiten. Freiheit der Entscheidung: ja – aber keine Verantwortung. Das liegt einfach daran, dass wir in unserer Kultur Verantwortung als etwas Negatives betrachten. Wir setzen Verantwortung gleich mit Schuld und wenn wir schuld sind, dann haben wir den ‚Schwarzen Peter‘ und können ‚zur Verantwortung gezogen werden‘.

Und so geht es den ganzen Tag weiter. Wir entscheiden unbewusst oder verdrängen einfach, dass wir selbst entschieden haben, damit wir nicht ‚schuld‘ sind und uns beschweren können über den blöden Chef, die langweilige Arbeit, die langsame Kassiererin, den unachtsamen Partner oder das öde Fernsehprogramm und machen uns damit automatisch zum Opfer der Umstände. Das geht so weit, dass wir uns vormachen, wir hätten keine andere Wahl – schließlich kann ich ja nicht beeinflussen, was im Fernsehen kommt, ich mache ja nicht das Programm!

Das ist die eine Variante. Die andere Variante, um die mit dem Wählen verbundene Verantwortung zu vermeiden, ist es, zu Zögern und zu Zaudern und einfach keine Entscheidung zu treffen. Schon beim Lesen fällt auf, wie paradox dieses Vorgehen doch ist, denn keine Entscheidung zu treffen à la „Ist mir egal, entscheide du.“ oder in dem wir einfach warten, ist eben auch eine Entscheidung.

Beide Varianten, die Verdrängung und das Nicht-Wählen, haben eines gemeinsam: in beiden Fällen wählen wir, aber geben die Kraft, die mit der Wahl verbunden ist, an eine andere Person oder an eine Situation ab, indem wir die Verantwortung von uns weisen. Der Schlüssel, um sich die Kraft der Entscheidung wieder zurückzuerobern und vom Opfer der Umstände zum Schöpfer des eigenen Lebens zu werden, liegt also in unserer Haltung in Bezug auf Verantwortung. Solange wir Verantwortung als etwas Negatives sehen, werden wir diese uns innewohnende Kraft nicht nutzen können und sie weggeben. Und solange wir aus dem Opfersein Nutzen ziehen, werden wir diese Kraft nicht zurückhaben wollen. Der Clou: auch hier haben wir die Wahl – wir können selbst entscheiden, welche Haltung wir in Bezug auf Verantwortung einnehmen wollen, was Verantwortung für uns bedeutet. Verantwortung könnte nämlich genauso gut Freiheit bedeuten, statt Schuld. Wenn ich bereit bin, die Konsequenzen meines Handelns zu tragen, ohne Hintertürchen und ohne Ausnahme – ich weiß, das klingt im ersten Moment ziemlich beängstigend, aber es verleiht auch eine unheimliche Kraft. Verantwortung kann eben auch Kraft bedeuten und die Möglichkeit zu kreieren, zu erschaffen, etwas zu bewirken und zu verändern.

Also, welche Bedeutung von Verantwortung wählst du?

Willst du die Kraft des Wählens wirklich zurückhaben? Auch wenn es bedeutet, dass du den Nutzen des Opferseins aufgeben musst?

 

Wählen ohne Grund

Wir sind außerdem dazu konditioniert worden, immer einen guten und logisch nachvollziehbaren Grund dafür zu liefern, wenn wir eine Entscheidung treffen.

„Ich gehe heute nicht joggen, weil es draußen regnet.“

„Ich kann am Wochenende nicht mit dir Eis essen gehen, weil ich noch so viel zu tun habe.“

„Ich mache dieses Jahr in Chile Urlaub, weil ich dort Bekannte habe, die ich besuche.“

Egal ob wir diesen Grund für uns selbst liefern oder für andere – eine Entscheidung ohne Grund zu treffen, erscheint uns unnatürlich. Einfach weil wir es so gewohnt sind. Unsere Entscheidungen sollen gerechtfertigt sein oder wir wollen andere mit unserer Entscheidung nicht vor den Kopf stoßen oder wir wollen gut dastehen vor anderen und uns selbst.

Wenn wir aber mal genauer hinsehen: wo geht unser Kraft hin, wenn wir eine Begründung für unsere Wahl nennen? Lasst es uns einfach mal vergleichen:

„Ich gehe heute nicht joggen.“ (Punkt!)

„Ich gehe heute nicht joggen, weil es draußen regnet.“

Wo ist die Kraft bei der ersten Aussage? Wo geht die Kraft hin bei der zweiten Aussage? Genau, bei der ersten Variante liegt die Kraft der Entscheidung bei mir, bei der zweiten Variante bekommt der Grund die Kraft. Wir geben also auch hier, ähnlich wie beim unbewussten Entscheiden, unsere Kraft ab, nämlich an den Grund für unsere Entscheidung.

„Solange du dich nicht verpflichtest, wirst du unschlüssig sein und zögern, immer ein Hintertürchen offen, immer uneffektiv. Wenn es um Initiative und Kreativität geht, gibt es eine grundlegende Wahrheit, die, wenn man sie nicht beachtet, unzählige Ideen und großartige Pläne tötet: dass in dem Moment, in dem du dich mit deinem ganzen Sein einer Sache verpflichtest, dir das Universum einen Schritt entgegenkommt. Alle möglichen Umstände scheinen dir dann zu Hilfe zu eilen, die es sonst nie gegeben hätte. Eine Flut von Ereignissen entspringt plötzlich deiner Entscheidung, die alle möglichen Zufälle in unglaublicher Weise zu deinen Gunsten wendet. Was auch immer du in der Lage bist zu tun, oder davon träumst zu tun, fang damit an. Kühnheit birgt Genialität, Kraft und Magie in sich. Fange jetzt damit an.“  (Goethe)

Wie wäre es für dich, einfach ohne Grund zu wählen und zu entscheiden? Probiere es einfach aus und nimm den Unterschied wahr.

 

Wählen aus dem, was nicht angeboten wird

Eine weitere Konditionierung, die wir in unserer Gesellschaft erfahren, ist die, dass wir glauben, nur aus dem Angebot auswählen zu können, das uns präsentiert wird. Diese Konditionierung ist so tief in uns eingebrannt, dass wir sie noch nicht mal bemerken, weil wir ja trotzdem die Wahl haben. Und so wählen wir oft unser ganzes Leben lang aus den Dingen, die uns vom ‚Mainstream‘ angeboten werden, ohne darüber nachzudenken, ob es vielleicht noch andere sinnvollere Möglichkeiten gäbe.

Wir wählen aus den Schulformen aus, die uns angeboten werden, ohne zu überprüfen, ob diese sinnvoll für unsere Kinder sind. Nach der Schule wählen wir einen Ausbildungsberuf oder ein Studium gemäß den vorhandenen Berufslisten oder Studienangeboten, obwohl uns vielleicht etwas völlig anderes interessiert, was es aber leider nicht gibt. Also, versuchen wir uns eben irgendwie in die vorhandene Struktur einzupassen. Danach suchen wir uns aus den Stellenangeboten im Internet oder in der Zeitung einen Job, der so gut wie möglich zu uns passt. Wir wählen aus dem vorgegebenen Fernsehprogramm, das aus, das uns gerade am meisten gefällt. Wir wählen aus dem, was uns Mode und Handel anbietet unsere Kleidung und unsere Gebrauchsgegenstände aus. Selbst im Restaurant halten wir uns meist an die Speisekarte und wagen es oft nicht, außerhalb der Karte zu bestellen. Wir wollen ja nicht unhöflich sein oder aus dem Rahmen fallen. Und so vergeuden wir unsere Kraft zu Wählen oft an Mittelmäßigkeit und Kompromisse, statt uns für unsere Leidenschaft, Begeisterung und unsere Bestimmung zu entscheiden.

Aber was ist, wenn unsere individuelle Berufung nicht in den Joblisten des Arbeitsamts vorkommt? Was, wenn unsere Leidenschaft, das wofür wir brennen, nicht in einem Studium
oder einer Ausbildung angeboten wird? Haben wir dann einfach Pech gehabt? Tja, das ist die eine Möglichkeit. Oder wir beginnen, aus dem zu wählen, was nicht angeboten wird und uns selbst ein Studium zusammenzustellen. Ok, es wird dafür vielleicht keinen offiziellen Abschluss geben. Aber wenn es schon kein offizielles Studium gibt, das unserer Leidenschaft entspricht, dann wird auch unser Job kein normaler, anerkannter Job sein. Es braucht Mut, sich nicht an die Speisekarte zu halten. Das ist der Preis, den wir bezahlen, wenn wir unser Leben lebendig und gemäß unserer leidenschaftlichen Visionen gestalten wollen. Und das bewusste Wählen ist eines unserer kraftvollsten Werkzeuge, um dies zu erreichen.

 Bist du bereit, diesen Preis zu bezahlen?

Herzlichst,

Eure Patrizia

 

Hier findet Ihr ein exzellentes Beispiel dafür, zu wählen aus dem, was nicht angeboten wird!

 

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=h11u3vtcpaY