Deine Berufung zu leben, bedeutet deine Sucht nach Sicherheit aufzugeben

Wir haben sehr oft zwei Seelen in unserer Brust. Die eine möchte gerne ihre Bestimmung leben und die andere möchte gerne in Sicherheit sein, fertig, angekommen, am Ziel. In Wahrheit sind es aber nicht zwei Seelen, die da in uns wohnen, sondern auf der einen Seite unsere Seele, die nach  Bestimmung ruft, und auf der anderen Seite unsere Box, die unser Überleben sichern will. Was ja an sich nichts Schlechtes ist. Die Frage ist nur, wie hoch ist der Preis, den wir für die vermeintliche Sicherheit bezahlen?

Am liebsten wäre es uns, wenn wir einfach herausfänden, was unsere Bestimmung ist und diese dann in einem Unternehmen, bei dem wir angestellt sind und von dem wir ein monatliches Gehalt beziehen, leben, natürlich inklusive Krankenkasse und Rentenversicherung. Fertig! Angekommen! Am Ziel! Glücklich mit dem was wir tun UND SICHER!

Doch wie sicher ist sicher?

Glauben Sie wirklich noch, dass irgendetwas in Ihrem Leben sicher ist? Unternehmen gehen pleite, ein Arbeitsplatz geht schneller verloren, als Sie „Kündigung“ sagen können, Ehen werden geschieden, Geld verliert innerhalb von Stunden seinen Wert und auch das Leben selbst kann ganz schnell vorbei sein, unerwartet schnell. Da helfen auch keine Versicherungen. Es ist schwer, sich das immer wieder bewusst zu machen und dennoch hilft es dabei, nicht zu weit in die ‚Sicherheits-Falle‘ unserer Box zu tappen. Denn die will uns weiß machen, dass Sicherheit existiert. Und dafür müssen wir eben ein paar Kompromisse machen, vorsichtig sein, unsere wahren Träume begraben, die Augen schließen, uns anpassen ans System und den Mund halten. Wir wissen doch wie es funktioniert. Wir werden unser Leben lang auf den Arbeitsmarkt vorbereitet – durch Schule, Universität und Ausbildung. Und wenn wir besonders gut sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir auch ein großes Stück vom Kuchen abbekommen und entsprechend viel Sicherheit haben. Gleichzeitig verkümmert unsere Seele.

Aber was, wenn Ihre Bestimmung in den gängigen Berufslisten des Arbeitsamtes nicht vorkommt? Was, wenn Ihre Lebensaufgabe, das wofür Sie hier auf der Welt sind, nicht in den Stellenanzeigen der Wirtschaft gesucht wird? Ein Teil meiner Bestimmung ist es, Krusten zu sprengen. Haben Sie schon mal eine Stellenanzeige gesehen, in der eine ‚Krustensprengerin‘ gesucht wurde? (Obwohl meiner Meinung nach jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält, eine solche Person beschäftigen sollte!) Habe ich dann einfach Pech gehabt? Bin ich zur falschen Zeit in diese Welt geboren worden? Hat das Universum einen Fehler gemacht? Möglich! Es könnte aber auch einfach sein, dass unser ‚System‘, d.h. unsere westliche, zivilisierte Kultur, nicht daran interessiert ist, dass Menschen ihre Bestimmung leben! Eine interessante Frage wäre, warum unsere Kultur kein Interesse daran hat, dass wir unsere Bestimmung leben.

Ich möchte an dieser Stelle aber eine andere ‚gefährliche‘ Frage stellen. Wenn also unser System, unsere Kultur die Voraussetzungen und Möglichkeiten, die eigene Bestimmung zu leben, nicht zur Verfügung stellt, sind Sie dann bereit, andere, ungewöhnliche Wege zu gehen, um Ihre Bestimmung in Aktion zu sein, um ihren persönlichen Beitrag zu leisten? Jetzt kann es sein, dass Angst in Ihnen aufsteigt und Sie glauben, dass Sie diese Frage erst beantworten können, wenn Sie ganz genau wissen, was das für Sie heißt. Und das ist auch wieder der Sicherheitsmechanismus der Box – nicht die Angst, sie ist eine normale Reaktion auf eine gefährliche Frage – sondern der Glaube, das Sie die Frage erst beantworten können, wenn Sie genau wissen, was das für Sie bedeutet. Denn Sie können die Frage sofort beantworten, selbst wenn Sie Angst haben. Das wäre ein interessantes Experiment, um zu lernen, sich auf unsicherem Terrain zu bewegen. Sich der eigenen Angst bewusst zu sein und eine Entscheidung zu treffen. Sie könnten sich mit der Angst entscheiden, (z.B. „Ja, ich bin bereit und ich fühle mich ängstlich dabei.“), und sich dann überlegen, wie diese ungewöhnlichen Wege aussehen könnten. Nicht umgekehrt, so wie wir es gewohnt sind! Nicht: wenn ich einen sicheren Weg gefunden habe, dann gehe ich los.

Die eigene Bestimmung in Aktion zu SEIN ist kein Zustand, den wir irgendwann endlich erreichen und dann glücklich sind, sondern ein ständiges Neu-Erschaffen aus dem Nichts, dem Unbekannten heraus. Ein sich zur Verfügung stellen für etwas Größeres, das durch uns in diese Welt kommt.

Unsere Bestimmung ist ein Job, den uns niemand kündigen kann. Unsere Talente und Fertigkeiten sind Werte, die uns niemand wegnehmen kann und die auch nicht an Wert verlieren. Werte, auf die wir vertrauen können, statt im Außen nach vermeintlicher Sicherheit zu suchen. Sind Sie bereit, sich für dieses Vertrauen zu entscheiden?

Herzlichst

Ihre Patrizia Servidio

 

Nützliche Fragen:

  • Was sind Ihre Glaubensmuster in Bezug auf Arbeit und Sicherheit? Was haben Sie von Ihren Eltern diesbezüglich gehört?
  • Was ist der Preis, den Sie persönlich bezahlen, um sich ‚sicher‘ zu fühlen? Was haben Sie dafür aufgegeben?
  • Wenn unser System, unsere Kultur die Möglichkeiten, die eigene Bestimmung zu leben, nicht zur Verfügung stellt, sind Sie bereit, andere, ungewöhnliche Wege zu gehen, um Ihre Bestimmung in Aktion zu sein?
  • Was glauben Sie, müssten Sie aufgeben, um Ihre Bestimmung in Aktion zu sein?